Gefährdungsbeurteilung Muster: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Gefährdungsbeurteilung Muster: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Eine Gefährdungsbeurteilung ist essenziell, um Risiken am Arbeitsplatz zu erkennen und zu minimieren. Hier finden Sie eine Muster-Anleitung zur Gefährdungsbeurteilung und Checklisten, die Ihnen zeigen, wie Sie Gefahrquellen identifizieren, Risiken bewerten und Arbeitsschutzmaßnahmen erfolgreich umsetzen.

Das Wichtigste in Kürze

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein gesetzlich verankerter und zentraler Bestandteil des Arbeitsschutzes.

Für eine effektive Gefährdungsbeurteilung ist ein strukturierter Prozess erforderlich.

Bei Unterlassung einer Gefährdungsbeurteilung drohen dem Arbeitgeber ernsthafte rechtliche Konsequenzen, einschließlich Bußgeldern und Freiheitsstrafen.

Grundlagen der Gefährdungsbeurteilung

Mitarbeiter bei Gefährdungsbeurteilung
Die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Element zur Verbesserung der Arbeitssicherheit.

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes in Deutschland. Sie dient der systematischen Erfassung potenzieller Gefährdungen und der Festlegung von Maßnahmen zur Prävention von Unfällen und arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken. Insbesondere hat sie eine maßgebliche Bedeutung bei der Prävention von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.

Bei der Erstellung der Gefährdungsbeurteilung sollten verschiedene Stakeholder im Unternehmen beteiligt sein, um eine umfassende und effektive Bewertung der Gefährdungen zu gewährleisten. Die wichtigsten Stakeholder umfassen:

  1. Geschäftsführung und Unternehmensleitung: Trägt die letztendliche Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten.
  2. Arbeitsschutzbeauftragte / Sicherheitsfachkräfte: Fachkundige Experten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, die bei der Identifikation von Gefährdungen und der Entwicklung von Schutzmaßnahmen unterstützen.
  3. Betriebsarzt bzw. Betriebsärztinnen/ Arbeitsmediziner:innen: Bietet medizinische Expertise zur Beurteilung der gesundheitlichen Risiken und zur Durchführung von Gesundheitschecks.
  4. Führungskräfte und Vorgesetzte: Verantwortlich für die Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen in ihren jeweiligen Abteilungen. Dienen als Verbindungsglied zwischen der Unternehmensleitung und den Beschäftigten.
  5. Mitarbeitende und Arbeitnehmervertreter (z.B. Betriebsrat): Liefern wertvolle Einblicke und Feedback zu den tatsächlichen Arbeitsbedingungen und Gefährdungen.
  6. Fachkräfte für spezifische Bereiche (z.B. Ingenieur:innen, Chemiker:innen): Bieten spezifisches Fachwissen für die Bewertung von Gefährdungen in spezialisierten Arbeitsbereichen.
  7. Externe Berater:innen und Dienstleister:innen: Können hinzugezogen werden, um zusätzliche Expertise und eine objektive Perspektive zu bieten. Unterstützen bei speziellen Fragestellungen oder umfangreichen Gefährdungsbeurteilungen.

Leitfaden zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung

Eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, erfordert eine strategische Vorgehensweise. Die grundlegenden Schritte umfassen die Definition von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten, die Ermittlung von Gefährdungen und die Beurteilung dieser Gefährdungen.

1. Identifikation potenzieller Gefährdungen am Arbeitsplatz

Um potenzielle Gefährdungen zu identifizieren, wird sowohl die Arbeitsstätte als Ganzes als auch jeder einzelne Arbeitsplatz untersucht, wobei auch psychische Gefahren Berücksichtigung finden.

Hierbei können verschiedene Methoden und Verfahren genutzt werden, wie beispielsweise Checklisten, das Einbeziehen von Erfahrungswissen oder die Dokumentation ähnlicher Anlagen.

Es gibt verschiedene Arten von Gefährdungen, die am Arbeitsplatz auftreten können. Dazu zählen:

  • mechanische Gefährdungen
  • elektrische Gefährdungen
  • Gefahrstoffe
  • Brand- und Explosionsgefährdungen
  • thermische Gefährdungen
  • ergonomische Gefährdungen
  • psychische und physische Belastungen
  • Gefährdungen durch die Arbeitsumgebung

2. Bewertung der Risiken und Festlegung von Prioritäten

Nach der Identifikation der Gefährdungen ist die Bewertung der Risiken ein entscheidender Schritt. Dies erfolgt durch eine Analyse der potenziellen Risiken anhand des folgenden Prozesses:

1. Bestimmung der Gefährdungsstufen (GZ) pro Gefährdungsfaktor

Nachdem die Gefährdungsfaktoren identifiziert wurden, wird für jeden Gefährdungsfaktor die entsprechende Gefährdungsstufe (GZ) festgelegt.

2. Bestimmung der Notfallwahrscheinlichkeit (NW) pro Gefährdungsfaktor

Zusätzlich zur Gefährdungsstufe (GZ) muss für jeden Gefährdungsfaktor die Notfallwahrscheinlichkeit (NW) ermittelt werden.

3. Ermittlung der Dauer bis zur Erstversorgung (EV) pro Tätigkeit

Auch die Zeitspanne bis zum Beginn von Hilfsmaßnahmen (EV) nach einem Unfall ist von Bedeutung und wird für jede Tätigkeit bestimmt.

4. Berechnung des Risikowerts (RW) pro Gefährdungsfaktor

Nachdem alle Schritte durchgeführt und die Risiken erfasst wurden, kann der Risikowert (RW) mit der entsprechenden Formel berechnet werden.

3. Entwicklung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen

Zur Minimierung von Arbeitsrisiken berücksichtigen Unternehmen die identifizierten Gefahren und setzen angemessene Schutzmaßnahmen um.

Des Weiteren muss ein Verfahren zur Überwachung, Messung und Aufzeichnung der Arbeitsschutzmaßnahmen etabliert und regelmäßig überprüft werden.

Die Schutzmaßnahmen werden außerdem nach dem sogenannten TOP-Prinzip klassifiziert, wobei technische Maßnahmen an erster Stelle stehen, gefolgt von organisatorischen Schutzmaßnahmen und zuletzt personellen Maßnahmen.

Zur effizienten und zeitnahen Umsetzung der Schutzmaßnahmen ist es ratsam, klare Verantwortlichkeiten zuzuweisen und verbindliche Maßnahmenpläne zu erstellen.

Vorlagen und Muster für Ihre Gefährdungsbeurteilung

Mitarbeiter überprüft Checkliste
Checklisten sind ein hilfreiches Instrument zur Erfassung von Risiken.

Es existieren diverse Vorlagen und Muster, die Ihnen bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung helfen können. Sie bieten eine Struktur und können als Orientierungshilfe dienen, in dem sie gezielte Fragen und Anforderungen enthalten, die sich auf die jeweiligen Risiken und Gefährdungen in einem Bereich beziehen. Zudem erleichtern das Bereitstellen von Informationen für alle Beteiligten und ermöglichen eine systematische Erfassung und Bewertung von Gefährdungen. Vorlagen bzw. Muster für Gefährdungsbeurteilungen sind in vielen Fällen flexibel und können an individuelle Anforderungen und betriebliche Gegebenheiten angepasst werden.

Als Orientierung finden Sie hier ein Beispiel für eine Gefährdungs-Checkliste bei Alleinarbeit:

Rechtliche Konsequenzen bei Unterlassung einer Gefährdungsbeurteilung

Die Nichterfüllung der Pflicht zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung kann ernsthafte rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Bei Verstößen können laut Betriebsverfassungsgesetz Bußgelder von bis zu 10.000 Euro verhängt werden.

Darüber hinaus können im Falle eines Schadens für eine:n Mitarbeiter:in aufgrund unzureichender Gefährdungsbeurteilung sogar Freiheitsstrafen drohen. Beschäftigte haben das Recht, eine Beschwerde beim Arbeitgeber oder beim Betriebsrat einzureichen, wenn Gefährdungsbeurteilungen unterlassen wurden.

Aktualisierung und Nachverfolgung der Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein fortlaufender Prozess, der regelmäßig aktualisiert und überwacht werden sollte. Es ist wichtig, dass mindestens alle zwei Jahre eine Überprüfung und bei Bedarf eine Aktualisierung der Beurteilung erfolgt.

Zusätzlich ist es wichtig, dass Änderungen in der Arbeitsumgebung oder die Einführung neuer Prozesse kontinuierlich überwacht und in die Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden.

Die Nachverfolgung einer Gefährdungsbeurteilung erfolgt durch die Umsetzung von Maßnahmen sowie deren Dokumentation, um sicherzustellen, dass die Arbeitsumgebung stets den aktuellen Sicherheitsstandards entspricht.

Fazit

Eine ordnungsgemäße Gefährdungsbeurteilung ist von entscheidender Bedeutung, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Sie hilft dabei, potenzielle Gefährdungen am Arbeitsplatz zu identifizieren, Risiken zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Darüber hinaus spielt die Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine zentrale Rolle im Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Daher ist es wichtig, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sich ihrer Verantwortung bewusst sind und aktiv an der Gestaltung eines sicheren Arbeitsumfelds mitwirken.

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